Abschied von Roman

Pause im Sturm

Herðubreið

4.Tag-01.August 2004
Vom þríhyrningsvatn bis zur Kreppabrücke, 29 km

Der heutige Morgen beginnt mit kühlen Temperaturen. Der letzte Tag war doch recht anstrengend und so schaue ich das erste Mal erst um halb acht aus dem Zelt. Winfried ist schon wach. Roman scheint noch zu schlafen. Ich koche mir erst einmal einen Tee und frühstücke in aller Ruhe im Schlafsack. Die Kramerei weckt nun auch Roman. Ihm war ziemlich kalt die letzte Nacht und er macht einen geschafften Eindruck. Nach dem Frühstück sind Winfried und ich beim Zusammenpacken der Ausrüstung deutlich schneller fertig als er. Wir müssen noch eine ganze Weile auf ihn warten, bis es losgehen kann.

Um halb zehn rollen wir dann los. Der Wind kommt von hinten, die Piste ist okay, so sind die 10 km bis zum Abzweig in das Mödrudalur schnell geschafft. Hier heißt es für Winfried und mich von Roman Abschied zu nehmen. Unser Weg führt uns weiter über die F910 bis zur Kreppabrücke. Das nächste größere Ziel ist der Kverkfjöll. Roman biegt auf die F905 Richtung Mödrudalur ab. Vorher machen wir aber noch eine Pause und das obligatorische Foto am Wegweiser. Irgendwie bin ich traurig, dass wir uns hier von ihm trennen. Aber ich hatte schon das Gefühl, das er im Kopf nicht mit dem Pistengeschüttel fertig wird. So trennen wir uns lieber hier, als dass wir erst auf der Gæsavatnaleið merken, dass es nicht mehr weiter geht.

Roman hat auf seinem Weg Rückenwind. Uns bläst er direkt ins Gesicht. Die Geschwindigkeit sinkt wieder auf 8-9 km/h. Nach nur wenigen hundert Metern ist klar, dass wir heute nicht weit kommen werden. Die erste Furt nach ca. 10 km ist nicht gefährlich. Es gibt zwar große Steine im Flussbett, aber das stört uns als Radfahrer wenig. Direkt hinter dem Fluss beginnt das erste Bimstein-Lavafeld. Diese Lava ist leichter als Wasser und wird jetzt in kleinen Körnern vom Wind über die Ebene geweht. Man kann in der Ebene Windhosen sehen. Das Vorwärtskommen ist mühsam, so dass wir doch eine ganze Weile brauchen, bis die zweite Furt erreicht ist. Winfried will schon weiter fahren, aber ich erinnere ihn daran, dass wir 1994 hier vergessen haben die Trinkflaschen aufzufüllen. Das haben wir damals mit einer Menge Durstkilometer zur Askia bezahlt. Den Wassersack zu füllen ist nicht einfach. Der Wind weht überall die Bimsteinlava ins Wasser. Winfried holt seinen Kaffeefilter raus und wir füllen mühsam durch den Filter unsere Wassersäcke. Bis Hvannalindir sind es ca. 50 km ohne Klarwasserfluss, so dass wir reichlich Wasser mitnehmen. Ich habe 5 Liter und Winfried hat 7 Liter gebunkert. Das sollte reichen.

Die nächsten 10 km geht es weiter durch die Bimsteinwüste. Die Piste ist teilweise so ausgetrocknet, dass wir die Bikes im tiefen Sand schieben müssen. Kurz vor der Kreppabrücke fängt das uns bereits bekannte Lavafeld an. Hier haben wir 1994 übernachtet, weil es einen guten Windschutz bietet. Wir fahren bis zur Brücke und sondieren die Lage. Es ist erst 15 Uhr und eigentlich zu früh zum aufhören. Doch wenn wir Richtung Krepputunga schauen, so wütet dort ein ausgewachsener Sandsturm. Da wir auf unserem Weg Gegenwind haben und bis zum Kverkfjöll des Zelten wegen des Nationalparks nicht möglich ist, beschließen wir für diesen Tag “aufzugegeben”. Wir fahren ein Stück zurück und suchen einen windgeschützten Platz für unsere Zelte. Trotz des Windschutzes hinter ziemlich großen Lavabrocken wackeln die Zelte bedenklich. Zusätzlich werden wir durch die feine Bimsteinasche sandgestrahlt. So hat sich schon nach kurzer Zeit im gesamten Zelt eine feine Ascheschicht über alle Sachen gelegt. Unsere Zelte stehen keine 5 m auseinander, aber eine Unterhaltung von Zelt zu Zelt ist durch das ständig knallende Überzelt kaum möglich. So verkriechen wir uns in unsere Schlafsäcke und verdösen die Zeit bis zum Abend.

Am Abend lässt der Wind nach und wir bekommen einen phantastischen Sonnenuntergang hinter der Herðubreið zu sehen. So sind wir noch eine ganze Weile damit beschäftigt Fotos zu machen. Wir beratschlagen noch die “Taktik” für den morgigen Tag. Da anzunehmen ist, dass wir morgen wieder Gegenwind haben werden, wollen wir sehr früh aufstehen. Wir wollen so viele Kilometer wie möglich schaffen, bevor der Wind wieder einsetzt.

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