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Warum Island ?
Im Oktober 1993 war ich einmal zu einem Diavortrag über Island. Der Referent hatte tatsächlich geniale Bilder. Auch einige von Radfahrern, doch die Radfahrer hat er nur als Bekloppte und Masochisten bezeichnet.
Und irgendwie war dies der Anstoß. Jedenfalls hab ich mir dann ein MTB der 1000 DM Klasse gekauft. Über eine Anzeige in der Jungen Welt lernte ich dann Hendrik, meinen Mitfahrer kennen. Ja, Mitfahrer ist nicht der richtige Ausdruck. Eigentlich bin ich der Mitfahrer gewesen, da ich 3 1/2 Wochen hinterhergefahren bin.
Und kaum ist man mit der Fähre in Island angekommen, da wartet schon die erste Prüfung. Der erste Berg, direkt hinter Seydisfjördur, ist ca. 12 km lang und es sind ca. 650 Höhenmeter zu überwinden. An diesem Berg fragt man sich das erste mal, was will ich hier.
Als nächstes wird der Schlafsack auf Kälte- und Feuchtigkeitsresistenz getestet. Friert man und ist der Schlafsack nass, dann kommt der Sturmtest für das Zelt. Hat man nun die ganze Nacht nicht geschlafen und nur das Zeltgestänge festgehalten, dann hat der nächste Tag bestimmt eine prima Sandpiste zum Fahrradschieben parat (die längste Strecke, die ich in Island einmal geschoben hab, war 22 km lang). Um alles noch zu toppen, hat man am letzten Fluss garantiert vergessen seine Trinkflaschen aufzufüllen, so daß man sich auch noch dem Dursttest unterziehen kann (zur Askia/Kverkfjöll hin).
Natürlich kommt der Wind von vorn und der Lavasand knirscht zwischen den Zähnen. Da ist man vom Schieben fix und fertig, da gibt es einen Gletscherfluss zu durchqueren. Der ist natürlich tief und reißend. Also, erst mal Tiefe testen, dann Hinterradtaschen rübertragen, dann das Rad mit dem restlichen Gepäck. Und dann ? Dann spürt man seine Füße nicht mehr und denkt sie sind abgefroren.
Manchmal dankt man auch der neumodischen Technik, wie einem GPS-Gerät, nämlich dann, wenn einem dieses Gerät im Sturm und Regen zuverlässig den Weg zur schützenden Hütte zeigt. (2006, auf dem Weg nach Botni)
Aber das sind fast alle Schwierigkeiten, manchmal muss man nur noch einen Laden finden, um etwas zu Essen zu bekommen. Vor allem dann, wenn man nach 10 Tagen nur noch 1 Tüte Kartoffelbrei und 1 Tüte Rosinen hat.
Aber all das hat mich nach 1994 nicht davon abgehalten, die Insel noch 8 mal zu besuchen. Und es wird nicht das letzte mal sein. Hat die Insel einen erst mal in ihren Bann gezogen, so kommt man davon nicht mehr los. Die ganze Insel ist einfach ein phänomenales Naturereignis und zum Radfahren immer noch ein bisschen Abenteuer.
Copyright für die Fotos “Zelt im Sturm” und “Schieben durch Lavasand” bei Hendrik Reinhardt, 1994
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